Diskussionsrunde "Gesundheit nur für Reiche?" im Seniorenzentrum Bergheim

 

aus "Stadt und Leute" Ausgabe Nr. 9 · 27. Februar 2002


Diskutierten über Gesundheitsfragen (von links): Bruno Krüger, Cornelia Greverus, Rosi Batzler, Manfred Rummer, Dr. Herbert Zeuner, Prof. Ulrich Schwabe, Prof. Bernd Fromm. (Foto: Pfeifer)

Versorgung ist gesichert

Hat in Anbetracht immer neuer Reformen des Gesundheitssystems jeder die gleiche Chance auf Behandlung, Heil- und Hilfsmittel? Oder werden Menschen, die mehr bezahlen können, besser versorgt? Diese und ähnliche Fragen versuchte die Gesprächsrunde "Gesundheit nur für Reiche?" zu beantworten, zu der das Seniorenzentrum Bergheim in die Kirchstraße 16 eingeladen hatte.

Cornelia Greverus, Leiterin des Seniorenzentrums, konnte dazu zahlreiche interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer sowie eine Reihe von Experten begrüßen: Bruno Krüger (AOK Heidelberg), Prof. Bernd Fromm (Facharzt für Orthopädie und Rehamedizin), Manfred Rummer (kaufmännischer Direktor der Universitätskliniken), Prof. Ulrich Schwabe (Pharmakologisches Institut) und Dr. Herbert Zeuner (niedergelassener Facharzt und Vorsitzender der Heidelberger Ärzteschaft). Als erfahrene Patientin saß Rosi Batzler in der Runde.

Gesundheit kostet Geld. Darüber waren sich alle Teilnehmer ebenso einig wie in der Aussage: Es gibt keine Unterschiede für Arm und Reich. Ein Beispiel für die Größenordnung der Gesundheitskosten nannte Bruno Krüger. Seine AOK, die in Heidelberg, Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis rund 340.000 Versicherte hat, verwaltet einen Jahresetat von rund 1,5 Milliarden Mark.

Wer oder was verursacht die hohen Kosten? Und: Ist stationäre Behandlung teurer als ambulante? Ambulanter Behandlung sollte stets der Vorzug gegeben werden, sagte Professor Fromm. Aber die Akutkrankenhäuser entließen die Patienten immer früher, deshalb sei eine ambulante Rehabilitation oftmals nicht möglich. Dem widersprach Manfred Rummer nicht. Der Trend im Krankenhaus sei: "Mehr Fälle, aber weniger Aufenthaltstage".

Eine Kostenexplosion gab es im vergangenen Jahr bei den Arzneimitteln, nachdem deren Budgetierung (Professor Schwabe: "Darüber gejammert haben nicht die Patienten, sondern die Apotheken und die Pharmaindustrie") aufgehoben worden war. Dabei stiegen - so Schwabe - die Arzneimittelkosten im ambulanten Bereich dreimal so stark wie in den Krankenhäusern.

Dafür wusste Dr. Zeuner mehrere Gründe: "Die Kosten steigen durch Innovation, verbesserte Medikamente sind teurer." Und: Kliniken erhalten von der Pharmaindustrie die Medikamente günstiger als die Apotheken, wo die Patienten der niedergelassenen Ärzte kaufen müssen.

Auf eine vermeidbare Verschwendung wies Rosi Batzler hin: Weil sie sehr teure Spritzen benötige, empfehle ihr Arzt, sich diese in der Klinik geben zu lassen. Die Patientin: "Dort werden alle Untersuchungen, die mein Arzt schon gemacht hat, noch einmal durchgeführt."

Dieser Weg sei auch deshalb nicht billiger, meinte Dr. Zeuner, weil die Aufwendungen der klinischen Ambulanz die niedergelassenen Ärzte ebenfalls belasten. "Das kommt alles aus dem gleichen Topf." Trotz Geldmangels, so der Facharzt abschließend, garantiere der Staat eine medizinische Versorgung aller auf sehr hohem Niveau. (br.)

 

 

 

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